Am 5. Spieltag begrüßten wir bei herrlichem Spätsommerwetter den FV Blau-Weiß Röhrsdorf. Die 40 zahlenden Zuschauer ahnten am Eingang des Heinz-Kühn-Sportparks sicherlich nicht, an diesem Tag Zeuge eines doch recht seltenen Ereignisses zu werden. Am Ende zierte, nach einem zwischenzeitlichen 0:4 Rückstand, das Endresultat von 5:4 die heimische Anzeigetafel.
Zwei Halbzeiten, die aus unserer Sicht unterschiedlicher nicht hätten sein können. Zwischen einer nicht definierbaren Sportart und begeisterndem Offensivfußball, zwischen Steh-Geh und enormer Laufbereitschaft, zwischen Lethargie und bedingungslosem Willen, zwischen Einzelspielern und einer Mannschaft lag eine 15-minütige Halbzeitpause, in der auf wundersame Weise die Ehre eines Fußballers wieder Einzug in die blau-weißen Männer von der Clausstraße fand.
Dementsprechend schwer fällt es, dieses Ergebnis und das Zustandekommen ausgewogen wiederzugeben und vor allem richtig einzuordnen. Intern werden wir das Auftreten in der ersten Halbzeit selbstverständlich mit aller Deutlichkeit auswerten. Auf diesem Weg beschränken wir uns auf die Information, dass die Gäste mit dem Pausenpfiff auch in der Höhe verdient führten. Dazu bedurfte es keiner herausragenden Leistung der Randchemnitzer, es reichten geradlinig und zielstrebig vorgetragene Angriffe, das Ausnutzen unserer unzähligen Fehler gepaart mit brutaler Effektivität sowie Ideenreichtum bei Standardsituationen.
Vielleicht war der Auslöser für das, was nach dem Seitenwechsel passieren sollte, die letzte Aktion in Halbzeit eins. Fugarini köpfte eine Ecke von Günther am kurzen Pfosten kraftvoll ins Netz und entflammte somit unter Umständen das winzige Fünkchen Hoffnung, auch wenn ehrlicherweise wohl niemand in diesem Moment daran gedacht haben wird…
Mit Wiederbeginn zeigten wir uns gewillt, ein anderes Gesicht an den Tag zu legen. Ertrag in Form von Toren brachte uns dies zunächst jedoch nicht. Immerhin gelang es uns nun, die Zweikämpfe so zu führen, dass auch die Aussicht darauf bestand, diese als Sieger zu verlassen. Somit konnten wir den Gegner größtenteils von unserem Strafraum fernhalten. Ebenso intensivierten wir fortan das Spiel ohne Ball und prompt sollten sich gefährliche Situationen für uns ergeben. Es dauerte bis zur 57. Minute, bis Fugarini erneut per Kopf zur Stelle war und eine schöne Flanke von Günther verwertete. Von nun an keimte spürbar die Hoffnung, dass hier vielleicht noch etwas in Sachen Punktgewinn möglich sein könnte. Weitere Nahrung erhielt dieses Gefühl nur sechs Minuten später, als ein Röhrsdorfer Verteidiger eine scharfe Eingabe – wiederum durch Günther – nur ins eigene Tor klären konnte.
Von nun an, bedingt durch eine vorbildliche Körpersprache und dem offensichtlichen Willen, das für unmöglich Gehaltene doch noch zu realisieren, erspielten wir uns reihenweise Chancen – vor allem Lenz und Günther hatten bei z.T. hochkarätigen Chancen zunächst noch das Nachsehen. Im Anschluss an eine Ecke konnte der Gästekeeper gegen Lenz und Fugarini noch zweimal klären, der eingewechselte Uteg stand jedoch goldrichtig und drückte das Spielgerät im dritten Versuch zum Ausgleich nach 78 Minuten über die Linie.
In den kommenden Minuten entwickelte sich ein Spiel, in dem man uns zum einen den fortschreitenden Kraftverlust anmerkte, zum anderen phasenweise nicht ganz klar war, ob der Punkt gesichert oder komplett auf Sieg gespielt werden sollte. Dem geschuldet fand nun auch Röhrsdorf wieder vermehrt den Weg in unsere Hälfte; mehr als 2-3 im Ansatz gefährliche Angriffe hatten wir dabei nicht zu verteidigen. In der vierten Minute der Nachspielzeit setzte Günther dann doch noch den Schlusspunkt, als er eine Kopfballverlängerung von Fugarini nach Freistoß Uhlig ins lange Eck befördern konnte. Somit gelang es uns tatsächlich dieses Spiel noch zu drehen und die im Vorfeld ausgegebene Zielstellung zu erreichen.
Und doch gilt es die richtigen Lehren aus diesem Spiel zu ziehen. Es wird nicht allzu häufig vorkommen, nach derart indiskutablen Leistungen und fehlender Einstellung wie in der ersten Halbzeit die passenden Antworten zu finden und den Platz noch als Sieger zu verlassen. Auf der anderen Seite gilt ebenso mitzunehmen, wie schnell sich eine gewisse Eigendynamik entwickeln kann, sofern die im Fußball notwendigen Tugenden an den Tag gelegt werden. Möge die Situation auch noch so aussichtslos erscheinen…
Dem Team aus Röhrsdorf wünschen eine erfolgreiche und verletzungsfreie Zeit!